Nachdem ich im ersten Teil versucht habe, den Einfluß, den Theo Gilbert mit seinen Tauben über mehr als vier Jahrzehnte auf den Taubensport hatte, darzustellen, möchte ich nun die eigentlich interessante Frage beleuchten:
Wie hat Theo Gilbert all dies schaffen können? Wie ist er als Züchter vorgegangen?
Fast 25 Jahre nach dem Tod von Theo Gilbert ist dies freilich ein fast aussichtsloses Unterfangen, zumal Theo Gilbert ein sehr öffentlichkeitsscheuer Züchter gewesen sein muß. Im Prospekt zu seinem Totalverkauf im Jahre 1985 sagt der Schwiegersohn Theo Gilberts, Georges Himpe, dass es gerade einmal drei überlieferte Interviews über Theo Gilbert gäbe, das erste von 1961, das letzte von 1983.
Man muß dies erst einmal wirken lassen: Ein Züchter von dieser herausragenden Klasse, und es gibt gerade einmal drei Interviews in über 40 Jahren erfolgreichen Taubensports! Damals schon extrem aussergewöhnlich, doch heute wohl nahezu undenkbar! Die drei Interviews sind mir leider nicht zugänglich gewesen, doch laut Prospekt der Totalversteigerung stimmten sie alle darin überein, dass die kleine Kolonie von Theo Gilbert von unvergleichlicher Klasse wäre, und dass es unzählige nationale Cracks und Super-Tauben gäbe, die auf Theo Gilbert zurückgingen. Das bestätigt uns zwar in unserem Urteil über die züchterische Leistung Gilberts, aber hilft uns bei der Analyse seiner Zuchtstrategie leider recht wenig.
Dank Georget Pappens liegt mir jedoch der komplette Prospekt der Totalversteigerung vor, die am 25.11.1985 anlässlich des Todes von Theo Gilbert in Beervelde stattfand. Besonders wertvoll sind seine Informationen deshalb, da in diesem Prospekt alle 45 Tiere von Theo Gilbert zum Verkauf standen (inklusive aller Jungtauben war sein Bestand tatsächlich nicht größer!) und inklusive einer Beschreibung der Tauben und ihrer Abstammung aufgelistet waren. So erhalten wir eine Momentaufnahme des Gesamtbestandes von Theo Gilbert aus dem Jahre 1985, die ein paar fundierte Einblicke in das Vorgehen Gilberts in der Zucht zuläßt. Auch wenn nicht anzunehmen ist, dass ein Züchter, der über einen solch langen Zeitraum mit ähnlicher Bestandsgröße bis zu seinem Tod große Erfolge gefeiert hat, seine Methodik häufig oder gar sprunghaft geändert hat, kann Manches von dem, was nun folgt nur eine plausibele Vermutung sein.
Die Struktur des Bestandes
26 Tauben des Gesamtbestandes von 45 Tieren waren Jungtiere von 1985, somit also knapp 60% des Bestandes. Dies legt übrigens einen Winterbestand von nur knapp 20 Tieren nahe!! Desweiteren besaß er 10 jährige Tauben des Jahrgangs '84. Insgesamt waren also nur 9 Tiere bzw. 20% des Bestandes von Theo Gilbert zweijährig und älter. Diese 9 Tiere besaßen ein Durchschnittsalter von etwa knapp über vier Jahren, wobei ein 9-jähriger Vogel das älteste Tier darstellte. Zusammen mit den 10 jährigen Tauben hatten seine Alttiere also ein Durchschnittsalter von knapp drei Jahren.
Zu den Abbildungen:
Das Bild in Teil 1 zeigt Theo Gilbert im Alter von 89 Jahren.
Das Bild in Teil 2 oben zeigt das Elternpaar des "Rapido", des "Kupido" und des "Panter", im Folgenden "Paar 2" genannt
Das Bild zur Linken zeigt die Abstammung des "Panter" (durch einen Click erscheint es in voller Größe)
Das Bild unten zeigt einen Nachkommen von "Paar 2" auf meinem Schlag volle sieben Generationen später!
Die Zuchtpaare
Es scheint, dass Theo Gilbert zumindest in den letzten Jahren das Spiel mit Jungtauben und jährigen Tauben bevorzugt hat. Alle gereisten Tiere gingen auf nur sechs Paarungen zurück, die ich im Folgenden erläutern möchte:
Paar 1
Es wurde gebildet aus dem "Oude zwarte witpen" mit der Ringnummer 3044618/76 und der "Geschelpte Vanhoutteduivin" mit der Ringnummer 3391477/79. Der Vogel war damit die älteste Taube auf dem Schlage Gilberts und entstammte seiner "alten Sorte", was immer dies heissen mag. Das Weibchen hingegen war eine eingeführte Taube. Sie stammte aus zwei sehr erfolgreichen Tieren des Züchters Georges Vanhoutte aus Waregem, welches etwa drei Kilometer von Zulte entfernt liegt und war nicht mit den Tieren von Gilbert verwandt.
Das "Paar 1" war quasi das Basispaar des 1985 vorgefundenen Bestandes, denn insgesamt befanden sich 8 Kinder dieses Paares im Bestand (mehr als 1/6tel des Bestandes), wovon drei Kinder zur Zucht eingesetzt wurden, so dass sich 1985 zudem ingesamt 23 Enkel dieses Paares im Bestand befanden. Dieses Paar soll außerdem viele sehr gute Reisetauben gebracht haben
Paar 2
Der Vogel "Gouden zwarten sproetduiver" mit der Nummer 3354254/80 und die Täubin "Zwart bonte duivin" mit der Nummer 3354256/80 bildeten dieses Paar, welches Anfang der 80er belgienweit für Aufsehen sorgte. Sie sind die Eltern des "Rapido", des "Kupido", des "Panter", die sich zum Zeitpunkt der Versteigerung bereits seit ein paar Jahren auf dem Schlag von Verstraete befanden. Wie hoch aber auch Theo Gilbert selbst dieses Paar einschätzte, sieht man daran, dass insgesamt 15 Kinder dieses Paares (also 1/3tel des Bestandes) auf seinem Schlage saßen. Davon nutzte er zwei Kinder und zudem noch einen Enkel des Paares zur Zucht, dreizehn Kinder dieses Paares nutzte er also für die Preisflüge!
Der Vogel dieses Paares war ein direkter Sohn des "Paares 1". Die Mutter entstammte wiederum seiner "alten Sorte" und war wohl eine Tochter eines "Kampjoentje v. 72", was darauf hindeutet, dass zumindest ihr Vater selber ein sehr guter Flieger war.
Paar 3
Hierbei handelt es sich um eine Verpaarung von "Fremd" x "Paar 1"
Es befanden sich vier Jungtauben als einzige Nachfahren dieses Paares im Bestand.
Paar 4
Dies war eine Verpaarung "Paar 2" x "(Alte Sorte x Fremd)"
Es befanden sich als einzige Nachfahren drei Jungtauben im Bestand
Paar 5
Hier war "Fremd" x "Paar 2" verpaart. Es befanden sich ebenfalls nur drei Jungtauben als einzige Nachfahren im Bestand
Paar 6
Hier paarte er Nichte an Onkel nämlich "Paar 1" x "Paar 2". Dies war übrigens die engste Paarung die er durchführte. Aus diesem Paar befanden sich fünf Jungtiere als einzige Nachfahren im Bestand.
Die Interpretation
Dies war also der gesamte Bestand von Theo Gilbert im Jahre 1985. Folgende Dinge sind bei genauer Betrachtung seines Bestandes und der beschreibenden Texte im Verkaufsprogramm bemerkenswert:
- Sein Winterbestand betrug wohl nur knapp 20 Tiere!
- er züchtete somit jährlich gemessen an seinem Kleinstbestand ausgiebig und behielt nur grob 1/3tel dieser Jungtiere nach der Saison. Bei einem besonders schönen Tier aus seinem besten Paar machte er jedoch auch schon einmal eine Ausnahme und testete es sogar direkt in der Zucht, ohne es zuvor auf der Reise zu testen
- Theo Gilbert konzentrierte sich pro Generationsintervall (damit meine ich alle drei Jahre, da das Durchschnittalter seiner Alttiere ja ca. drei Jahre betrug) jeweils nur auf genau ein einziges Zuchtpaar! Dessen Nachtzucht mußte nicht nur gut oder sehr gut sein, sondern überragend! So wie dies bei "Paar 1" Ende der 70er der Fall war und später ab 1982 bei "Paar 2", welches wohl seither sein Stammzuchtpaar wurde.
- Aus diesem Stammzuchtpaar züchtete er jeweils sehr ausgiebig. Diese Nachzucht hatte offensichtlich Priorität vor allen anderen Zuchtpaaren. Es bereitete ihm keine Sorge, dass sogar ein Drittel seines Bestandes direkte Nachzucht dieses Paares war. Denn es war eben sein absolut bestes Zuchtpaar!
- diese besten Zuchtpaare wurden nicht getrennt und blieben zusammen bis ins hohe Alter. Auch aus einem sechsjährigen Weibchen und einem neunjährigen Vogel zog er noch ausgiebig.
- Kinder seines Stammpaares paarte er dann an eingeführte nicht verwandte Tiere oder an Tiere, die einer Paarung "eigene Sorte" x "Fremd" entstammten. Wobei "eigene Sorte" hier einen direkten Verwandten der Eltern des Stammpaares meint, so dass dieses Tier nicht komplett auf zugeführte Tauben zurückgeht.
- Er führte nahezu jährlich eine fremde Taube von außen ein, die nicht mit seiner Sorte verwandt war, jedoch erstklassige Qualität besaß. Dies meint ein sehr gutes Reisetier oder ein direktes Kind solcher erstklassigen Reisetiere.
- Diese verschiedenen eingeführten Tauben waren jedoch nicht zueinander verwandt.
- die eingeführten Tauben wurden in der Zucht zwei, maximal drei Jahre lang getestet und zogen dabei jährlich drei bis vier Jungtiere.
-Das beste so gezogene Kreuzungstier durfte im Bestand verbleiben und wurde nun in die eigene Sorte (also z.B. Kinder oder Enkel des Stammpaares) zurückgepaart. Ein eingeführtes Tier durfte nur dann verbleiben, wenn die Nachzucht sehr sehr gut war.
- Insgesamt befanden sich nur jeweils drei eingeführte Tiere und drei Kreuzungstiere der F1-Generation im Bestand. Der Rest des Bestandes ging direkt auf das Stammpaar oder frühere Generationen der eigenen Sorte zurück.
- Durch dieses Vorgehen war eine Onkel x Nichte Paarung die engste mögliche Verpaarung. Ein Inzuchtkoeffizient von 12,5% wird unter diesen Umständen niemals überschritten, und auch dieser Maximalwert tritt dann nur bei Einzelpaarungen auf und repräsentiert nicht den Inzuchtdurchschnitt des Bestandes. Durch die jährliche Einführung von einer fremden Taube konnte Gilbert so auch über -zig Jahrzehnte eine steigende Inzucht in seinem Kleinstbestand verhindern. Ein Abfall der Reiseleistung durch Inzuchtdepression stellte damit für seinen Bestand keine Gefahr dar.
- Gleichzeitig beschränkte Gilbert die Gesamtzahl der eingeführten Tiere und der Tiere die in erster Generation aus diesen eingeführten Tieren hervorgingen auf sehr wenige Tiere. Aus denen er dann in Rückpaarung mit seiner Sorte ein neues Stammpaar suchte.
Eventuell hierdurch konnte er den Grundcharakter seiner Tiere über einen so langen Zeitraum erhalten. Denn es ist sehr auffällig, wie ähnlich seine Tauben in den 40er Jahren von Piet de Weerd beschrieben wurden (groß, dunkel mit weißen Federchen, braune Augen, beste Eignung für die Mittelstrecke), und wie sehr dies in den 80er Jahren noch auf die Leistungsträger des Schlages Gilbert zutraf. Deutlich wird dies, wenn wir uns die Abbildung des "Paares 2" und die Abbildung des "Panter" anschauen. Es sind auch hier dunkele, praktisch schwarze Tauben, die neben ein paar weißen Federchen am Kopf noch einzelne Scheckfedern besaßen. Auch die Gilberttäubin von Michel Nachtergaele soll eine schwarze Täubin gewesen sein und ihr bester Sohn (ebenfalls schwarz) bekam den Namen "Witterugge" (Weißrücken) was auch hier das Vorhandensein weißer Federn signalisiert.
Auffällig: Die Äußere Erscheinung der Tauben von Theo Gilbert
In meinen Blog-Beiträgen zur Populationsgenetik habe ich darauf hingewiesen, dass Tauben vierzig Chromosomenpaare besitzen, und dass die leistungstragenden Eigenschaften durch die additive Wirkung einer Vielzahl von Genen bestimmt werden, die sich auf viele verschiedene Chromosomen verteilen können. Aus diesem Grunde ist es gefährlich von einem äußerlichen Merkmal einer Taube, wie z.b. ihrer Gefiederzeichnung oder Gefiederfarbe auf Leistungseigenschaften der Taube schließen zu wollen, da eine solche Äußerlichkeit meist nur von einem Gen bestimmt wird und damit auf nur einem der vierzig Chromosomen lokalisiert ist. Und ob gerdae auf diesem Chromosom ebenfalls auch ein für Taubenleistung wichtiges Gen lokalisiert ist, ist dann mehr als unsicher.
So hat sich z.B. gezeigt, dass die Gefiederfarbe "dominant rot" über ein Gen erzeugt wird, welches auf dem männlichen Geschlechtschromosom der Taube sitzt, von dem ein Vogel zwei und eine Weibchen eines besitzt. Da aber zwischen Vögeln und Weibchen keine signifikanten Unterschiede in den Reiseleistungen zu finden sind, und wenn überhaupt, dann eher zu Lasten der Vögel, und da zudem die Zuchtleistungen von sehr guten Reise-Weibchen nicht hinter denen von Vögeln zurückstehen, scheint das männliche Geschlechtschromosom also als Träger von wesentlichen leistungstragenden additiven Genen bei Tauben auszufallen (siehe auch hier).
Da ein Chromosom für gewöhnlich als Ganzes vererbt wird, und Gene des Geschlechtschromosoms immer nur auf dem Geschlechtschromosom sitzen und auf keinem anderen Chromosom (Mutationen einmal nicht betrachtet), kann also mit der dominant roten Färbung von Tauben keine relevante Leistungseigenschaft gekoppelt vererbt werden.
Sprich: Bei Nachfahren von dominant roten Tauben ist es unerheblich, ob die Kinder ebenfalls rot sind. Sie könnten dennoch über alle guten Eigenschaften des Elterntieres verfügen, auch wenn sie einfach nur gehämmert oder blau ausfallen.
Bei den Tauben von Theo Gilbert ist jedoch eines besonders auffällig: Die immer vorhandene schwarze Färbung, ggf. sogar in Kombination mit weißen Federchen. Diese Kombination tritt seit den 40er Jahren bei seinen Tieren immer wieder auf. Und dies sogar bei Tauben, die nur der entfernten Nachzucht seiner Tauben entspringen, wie die Abbildung einer Taube auf meinem Schlag (letzte Abbildung) hier deutlich zeigt.
Dies könnte natürlich daran liegen, dass Theo Gilbert immer darauf geachtet hat, dass seine Hauptzuchttiere diesem Färbungstyp entsprachen. Doch war Theo Gilbert ein extrem leistungsorientierter Züchter, was auch die Erfolge seiner Tauben beweisen. Er hätte sicher keine Tauben auf seinem Schlage belassen, wenn sie keine Leistung gebracht hätten, nur weil sie schwarz waren. Und wie der Verkaufsprospekt zeigt, scheute er auch keineswegs davor zurück blaue und gehämmerte Tiere einzuführen, wenn nur die Leistung stimmte.
Ebenso war es bei Michel Nachtergaele. Seine Gilberttäubin war dunkel. Die wichtigsten Kinder dieser Täubin waren dunkel und die Leistungsträger, die bei seiner Jungtaubenversteigerung von 1956 aufgeführt wurden, gingen ebenfalls auf die Gilberttäubin zurück und waren meist dunkel.
Georget Pappens schickte mir all diese Unterlagen, da sein Vater selber Ende der 50er Jahre einen Enkel des "Coppi" von Nachtergaele einführte, der schwarz war. Zu dieser Zeit saßen im Bestand seines Vaters in überwiegender Zahl blaue und gehämmerte Tauben. Die wenigen Dunkelen gingen auf den Nachtergaele-Vogel zurück, wie ein Verkaufsprospekt von 1962 zeigt.
Siebzehn Jahre später, 1979 versteigerten G. und H. Pappens wiederum Tauben. Sie hatten sehr gute Erfolge vorzuweisen, ihre Tauben waren also in der Zwischenzeit eindeutig nach Leistung selektiert worden. Doch nun plötzlich befanden sich -zig schwarze und dunkele Tauben im Bestand mit sehr guten Flugleistungen und sie gingen alle auf den eingeführten dunkelen Vogel von Nachtergaele zurück!
Die schwarze bzw. dunkele Zeichnung vererbt sich gegenüber gehämmert und zweibindig-blau dominant. Dies bedeutet, dass der Nachwuchs einer spalterbig dunkelen Taube zu 50% ebenfalls dunkel sein wird. Und ebenso, dass sich aus Paarungen mit nicht dunkelen Tieren die dunkele Zeichnung nicht mehr hervorspalten kann. Was weg ist, ist weg. Somit sollte diese dunkele Zeichung in einem Bestand bei stetiger Zufuhr von blauen und/oder gehämmerten Tieren langsam in Unterzahl geraten und irgendwann sogar nahezu verschwinden.
Sie tat es aber nicht! Weder im Bestand von Michel Nachtergaele, noch im Bestand von Theo Gilbert. Und die dunkele Zeichnung verbreitete sich sogar zunehmend im Bestand von G. und H. Pappens. All diese Züchter waren jedoch stark leistungsorientierte Züchter und führten ständig "nicht dunkele" Tiere in ihren Bestand ein. Somit liegt in diesem speziellen Fall tatsächlich eine Kopplung von wertvollen Leistungseigenschaften der "Gilbert-Tauben" mit der dunkelen Färbung vor.
Sprich auf dem Chromosom, auf dem das Gen dieser Färbung sitzt, sind ebenso wichtige Gene (oder ev. auch nur eines) zu finden, die einen wesentlichen Teil der Leistungsfähigkeit dieser Tiere bestimmen. Anders ist es nicht zu erklären, wie sich diese dunkele Zeichnung über nunmehr zwanzig Generation vom "Oude Zwarte" Theo Gilberts aus den 40ern des letzten Jahrhunderts bis heute gehalten hat. Und dies bis hin zu Jos Vercammen, einem Züchter der auf die Leistung der Tiere schaut und eben nicht auf die Färbung und der seit der Einführung seines "Panter v. 86" fast ausschließlich anders gefärbte Tiere eingeführt hat. Dennoch, seine allerbesten Zuchttiere aus der Linie des "Panter" sind auch heute noch dunkel bis schwarz und weisen teilweise weiße Federn auf.
So eine hier auftretende Kopplung einer leicht zu erkennenden äußerlichen Eigenschaft mit leistungsbestimmenden Eigenschaften ist ein absoluter Glücksfall für den Züchter. Denn neben den Kriterien der Selektion über Flugleistung, Vitalität und Verhalten hat er hierdurch ein zusätzliches Kriterium, das er zur gesicherten Fortführung seiner Leistungslinie nutzen kann.
Und ich bin mir sicher, Theo Gilbert hat diesen Zusammenhang über all die Jahre zu seinem Vorteil zu nutzen gewußt.
An dieser Stelle muß aber noch einmal davor gewarnt werden, diese Besonderheit der Gilbert-Tauben zu verallgemeinern. Erstens meint dies nicht, dass alle ebenso dunkel gezeichneten Tauben gute Anlagen haben, denn wenn sie einer anderen Familie entstammen, könnte das entsprechende Chromosom komplett anders besetzt sein, und so z.B. auch eine negative Eigenschaft auf dem selben Chromosom der dunkelen Färbung liegen. Andererseits gibt es natürlich ganz sicher auch dasselbe Chromosom ohne jenes Gen für die dunkele Färbung, aber dennoch mit den anderen für die Leistung so positiven Genen. Auch blaue oder gehämmerte Tiere erringen schließlich aussergewöhnliche Leistungen. Und der "Klaren" von Desmet-Mathys war beispielsweise auch "nur" ein gehämmerter Vogel, hat also dieses Chromosom wohl nicht von seiner dunkelen Mutter erhalten, dafür aber ein zumindest gleichwertig gutes von seinem Vater, sonst wäre er nicht so ein prägender Vererber geworden.
Auf alle Ewigkeit sicher kann sich ein Züchter jedoch auch bei Entdeckung einer solchen Kopplung nicht sein, denn durch ein sogenanntes "crossing over" kann dieses schöne Paket an Eigenschaften, welches dort auf einem Chromosom konzentriert sitzt, wieder aufgeschnürt werden (siehe dazu hier). Auf eine stetige Zuchtprüfung durch den Korb, kann also auch dann nicht verzichtet werden.
Wie dem auch sei, hatte ich schon geschrieben, dass dunkelgehämmert bis schwarz zu einer meiner Lieblingsfärbungen bei Tauben gehört?
Dienstag, 8. Dezember 2009
Der Riese unter den "Kleinen" (Teil 2)
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